- Yakisugi -
eine japanische Holzveredelungsmethode durch verkohlen
- Holz abflammen und damit haltbar machen -

 
 
Was vor Jahrhunderten Standard war, müssen wir uns heute mühsam erarbeiten. All das Wissen existiert bereits. Leider werden uns solche nützlichen Informationen auf irgendeine Art und Weise vorenthalten oder sie verschwinden im Laufe der Zeit, weil die Methoden einfach nicht mehr angewendet werden. Kannst Du Dir vorstellen Holz auf die einfachste Art und Weise vor Insekten wie Holzwürmer, Schimmel, Witterung und Feuer zu schützen. Und das langfristig, ohne jedes Jahr wieder aufs neue chemische Lacke und Farben kaufen zu müssen um das wertvolle Holz zu schützen. Das wäre doch ein Traum oder? Wenn jetzt diese Methode auch noch umweltfreundlich, günstig und für quasi jedermann durchführbar wäre, würde mir wohl niemand glauben. Aber es gibt diese Methode! Sie kommt aus Japan und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Ob es jetzt an meinen oben genannten Argumenten liegt, oder weil es einfach etwas anderes ist und sich der ein oder andere Häuslebauer mit seiner verkohlten Fassade von seinen Nachbarn abgrenzen möchte, vermag ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen. Aber fangen wir mal von vorne an.
 

Alte japanische Technik des Holz abflammens als Video:

 

 

Was ist die Yakisugi bzw. Shou Sugi Ban - Methode?

Mit dieser aus Japan stammenden Methode wurde schon vor tausenden Jahren Holz haltbar gemacht. Es existieren in Japan noch immer über 1.000 Jahre alte Tempel aus verkohltem bzw. abgeflammten Holz. Einfach unglaublich. Holz wurde schon früher so lange mit Feuer behandelt, bis sich auf der Oberfläche eine Kohleschicht gebildet hat. Während damals wohl lediglich der praktische Nutzen dieser Methode im Vordergrund stand, wird abgeflammtes Holz seit der Jahrtausendwende von Architekten zunehmend als optisches Stilmittel genutzt. Passend dazu hat sich auch der Begriff „karbonisiertes Holz“ etabliert. In Zeiten des Klimawandels kann doch dadurch auch Co2 eingespart werden, oder?
 
Vielleicht hat der ein oder andere auch schon einmal eines der Videos gesehen, wo im Zeitraffer ein Holzblockhaus zum Beispiel im Wald von Kanada, Alaska oder Russland gebaut wurde. Am Anfang werden die Holzbalken, die auf der Erde stehen ebenfalls verkohlt. Es wird ein großes Lagerfeuer gemacht und der Balken dort reingelegt. Sobald das große Stück Holz genug verkohlt ist wird es abgelöscht.
 

Was sind die Vorteile von verkohltem von Holz?

1. Günstig / geringer Pflegeaufwand
Einmal abgeflammt ist das Holz praktisch geschützt. Es werden keine umweltschädlichen und teuren chemischen Lacke/ Farben benötigt um das Holz dauerhaft zu schützen. Möchte man jedoch die Optik des Holzes schützen und die entstandene Farbgebung konservieren empfiehlt es sich regelmäßig zu ölen. Macht man das nicht, ist das kein Problem. Das Holz ist weiterhin sicher. Es verblasst nur mit der Zeit.

2. Natürlicher Holzschutz
Karbonisiertes Holz ist u.a. gegen Fäulnis, Holzwürmer, Feuer und Schimmel geschützt. Durch die starke Hitze, die beim abflammen bzw. verkohlen entsteht verdichten sich die Zellen im Holz. Dadurch entsteht der Schutz.

3. Jeder kann es selbst machen
Holz abflammen bzw. verkohlen ist im Prinzip eine relativ einfach Übung und selbst für einen Laien durchführbar.

4. Grandiose Optik
Sobald die Flammen auf das Holz treffen entsteht eine unglaublich schöne Optik. Die Zellen brechen auf und es entsteht ein wundervolles Muster. So kann man es im Prinzip für den Außenbereich lassen. Wenn man nun eine Messingbürste nimmt und die Kohle entfernt kommt die Wunderschöne Maserung des Holzes zum Vorschein.
 

Wie wird Yakisugi-Holz hergestellt?

Ganz traditionell, nach japanischem Vorbild werden 3 Bretter mit den gleichen Maßen mit Hilfe von Draht, einem Gurt oder einer anderen Hilfsvorrichtung so miteinander verbunden, dass ein Dreieck entsteht. Nun hat man eine Art Rohr oder einen Schonstein geschaffen. Am ein Ende dieses noch horizontal liegenden Dreieckes wird nun Papier hineingestopft. Nachdem das Papier entzündet wurde, wird das Dreieck so aufgerichtet, dass das brennende Papier am Boden ist und sich die Flammen nach oben „fressen“ können. Durch die aufsteigenden Flammen werden die Bretter an der Innenseite verkohlt. Je nachdem wie dick das Holz ist, wird der Prozess nach einigen Minuten durch das entfernen der Fixierung und ablöschen der Bretter beendet. Jetzt sind die Bretter auf einer Seite stark verkohlt und die andere Seite kann bearbeitet werden.

Ich habe diese Methode selbst ausprobiert und bin davon wirklich begeistert. Erst dachte ich, dass die Fixierung der Bretter ein Problem ist und dann alles zusammenfällt. Aber es hat gehalten. Es knackt und die Flammen machen ein lautes Geräusch. Man hört richtig den Sog, der durch die austeigenden Flammen entsteht und nach ein paar Minuten legt man die Bretter wieder auf den Boden löst die Fixierung und es kommen 3 verkohlte Bretter zum Vorschein.

Vorteil:
  • Man benötigt kein Gas – somit wäre diese Methode der Verkohlung quasi kostenlos.
Nachteil:
  • Die Bretter müssen nachgearbeitet werden. An den Seiten entstehen dünne Streifen, die nicht verkohlt wurden. Man müsste die Bretter genau auf den Kanten miteinander fixieren um das zu umgehen, was sich in der Praxis schwierig gestaltet. Außerdem brennt es ungleichmäßig ab. Unten wo das Feuer gestartet wird findet der Verkohlungsprozess am längsten statt und dementsprechend ist auch mehr Holz verkohlt also das Brett nach dem eventuellen Abbürsten dünner.
  • Das Aufrichten der Hölzer birgt schon ein gewisses Gefahrenpotential.
 
Je nachdem wie man das Holz nutzen möchte, kann es auf der einen Seite so verkohlt verarbeitet werden und ndererseits kann man die verkohlte Schicht mit einer Messingbürste entfernen.
 
Heutzutage nutzt man eher einen Abflammer bzw. einen Unkrautbrenner um das Holz zu verkohlen. Das kostet zwar Gas und man benötigt ein paar Arbeitsgeräte, aber es ist auch etwas sicherer als die „Drei-Bretter-Methode“ („Shou Sugi Ban“). Wenn die Hölzer auf dem Boden liegen kann wohl etwas weniger passieren. Immer daran denken: Beim verkohlen entsteht durch die Flammen extreme Hitze. Darüber hinaus fliegen Funken und die Kohle glüht mitunter noch ein paar Minuten lang nach.
 
Ich bearbeite das Holz nach dem verkohlen immer noch mit einer Messingbüste. Für große Bretter nutze ich einen Messingbesen. Eigentlich ist dieser für Beton oder Pflaster gedacht um Unkraut zu entfernen. Für das Bürsten von verkohltem Holz eignet sich dieser Messingbesen hervorragend.
 

Verkohltes, abgeflammtes
bzw. karbonisiertes Holz selber machen

 

So stelle ich verkohltes Holz her:

 

Modern Holz abflammen als Video:

Für die Verkohlung empfehle ich Dir folgende Arbeitsmaterialien:

  • Kopfbedeckung
  • Schutzbrille
  • Handschuhe
  • Gehörschutz
  • Festes Schuhwerk
  • Nicht entflammbare Kleidung
  • Feuerzeug
  • Abflammgerät mit Druckminderer
  • Gasflasche
 

Abflammen - So wird’s gemacht:

 
  1. Trockene Bretter auf 2 Böcken oder anderen Hölzern platzieren, sodass sie gut bearbeitet werden können und nicht dreckig werden.
  2. Wenn mehrere Bretter verkohlt werden sollen, dann empfiehlt es sich eine Art U-Schale mit 3 Brettern zu konstruieren. Auf diese Weise kannst Du den Kamineffekt etwas nachahmen. Um zu vermeiden, dass sich unverkohlte Ränder bilden, die dann nachbearbeitet werden müssen gehst Du wie folgt vor: Am besten Du hast noch Bretter der gleichen Stärke zur Verfügung, die Du auch verkohlen möchtest. Lege das untere Brett auf Dein Gestell und platziere an den Seiten jeweils ein Brett (Hilfsbrett) der gleichen Stärke daneben. Nun kannst Du die Bretter, die hochkant schließlich die U-Schale ergeben direkt auf die „Hilfsbretter“ legen, sodass die 3 Bretter genau Stoss-an-Stoss liegen. Also Ecke auf Ecke und sich die Bretter nicht gegenseitig überlappen und somit kein Feuer an die Seiten kommen kann.
  3. Die Gasflasche so positionieren, dass diese kein Feuer fängt.
  4. Den Gasbrenner montieren und an die Gasflasche anschließen.
  5. Jetzt den Gasbrenner mit Hilfe des Feuerzeugs anzünden und mit dem verkohlen beginnen.
  6. Versuche alles schön gleichmäßig zu verkohlen. Zu Beginn, wenn Du noch nicht so viel Erfahrung mit dem Abflammen hast, wäre es besser nur ein Brett abzuflammen. So kannst Du die Flammen besser kontrollieren. Wie Du im Video siehst geht bei der U-Form der Bretter ganz schön die Post ab und es entsteht eine wahnsinnige Hitze, bei der man den Verkohlungsgrand mit wenig Erfahrung nur schwer einschätzen kann.
  7. Sofern ein paar Stellen stark brennen bzw. glimmen, obwohl schon genug Holz verkohlt wurde, einfach diese Stelle mit Wasser ablöschen. Ansonsten geht viel Holzmaterial verloren.
  8. Diesen Vorgang mit den Brettern jetzt von allen Seiten vornehmen.
Jetzt hast Du verkohlte oder abgeflammte oder karbonisierte Holzbretter für die Ewigkeit!
Je nachdem was Du mit den Brettern vor hast, kann das verkohlte Brett nun schon genutzt werden.
 

Abbürsten – So wird’s gemacht:

 
  1. Platziere das Brett wieder auf 2 Böcken oder andere Hölzer.
  2. Mit Hilfe einer Messingbürste oder eines Messingbesens bürste ich das Holz nun ab. Sofern Du die schöne Maserung erhalten möchtest, solltest Du nur in Wuchsrichtung bürsten. Also nicht „quer“ und auch keine kreisenden Bewegungen. Mit der Zeit entfernst Du immer mehr Kohle und die Struktur des Holzes wird immer mehr sichtbar. Die weichen Stellen vom Holz werden entfernt und die harten bleiben stehen, sodass eine Art Relief entsteht.
  3. Hast Du nun die Kohle entfernt kannst Du zum nächsten Schritt übergehen. Falls Dir das Holz noch zu dunkel ist, kannst Du es weiter mit dem Besen bearbeiten.
  4. Nachdem Du mit dem Bürsten fertig bist, nimmst Du Wasser und spritzt den Staub und natürlich auch noch Kohle vom Brett und lässt es trocknen.
  5. Falls Du den Farbton des Holzes über die nächsten Jahre erhalten möchtest, kannst Du auch noch Leinöl oder ein anderes hochwertige Öl verwenden und das Holz damit streichen. Das einölen ist nicht zwingend erforderlich. Das Holz ist auch so gegen Insekten, Witterung, Feuer & Co. geschützt. Es verwittert nur mit der Zeit und die Farbe wird blasser. Mit Öl kann dieser Prozess nicht unbedingt gestoppt, aber extrem verlangsamt werden.
 
Und jetzt wünsche ich viel Spaß beim nachmachen, gockelt, flammen und bürsten.:-)